AED IM GESPRÄCH mit CHRISTINE STEGER
Shownotes
Seit März 2023 ist Mag.a Christine Steger in der Funktion der Anwältin für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderungen tätig. Ihre Hauptaufgabe umfasst die Beratung und Unterstützung von Personen, die aufgrund einer Behinderung Diskriminierung erfahren haben.
Besondere Schwerpunkte ihrer Arbeit sind:
- Inklusion in der Bildung
- die Situation von Mädchen und Frauen mit Behinderungen
- Mehrfachdiskriminierung
Bereits seit rund 20 Jahren setzt sich Frau Mag.a Steger für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen ein. So war sie langjährige Leiterin der Abteilung Family, Gender, Disability & Diversity der Paris Lodron Universität Salzburg. In dieser Funktion war sie an der Schaffung barrierefreier Lehr-, Lern- sowie Arbeitsbedingungen und an Projekten zur Gleichstellung von Universitätsangehörigen mit Behinderungen und der Vermittlung bei Konflikten beteiligt.
Von 2018 bis 2023 fungierte sie als Vorsitzende des Unabhängigen Monitoring-Ausschusses, der die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) in Österreich überwacht.
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00:00:03: Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von AID im Gespräch.
00:00:07: Die Association of Entrepreneurs with Disabilities setzt sich als zentrale Anlaufstelle für das Unternehmertum von Menschen mit Behinderungen in verschiedensten Weisen für diese Zielgruppe AID.
00:00:20: Mein Name ist Markus Raffer.
00:00:22: Ich bin im Vorstand der AID und darf heute wieder einen spannenden Gast begrüßen und niemand geringeren als die österreichische Behindertenanwältin Magister Christine Steger.
00:00:35: Herzlich willkommen.
00:00:36: Vielen Dank für die Einladung.
00:00:38: Ich freue mich sehr.
00:00:39: Wir haben uns ja ganz kurz schon im Fahrgespräch unterhalten und wir haben umfassbar viel zu erzählen, aber ganz wichtig und ganz von hohen Interesse für unsere Hörer.
00:00:51: Wer ist die Christine Steger?
00:00:55: Ja, es gibt sehr, sehr viel zu besprechen, weil gerade in dem Bereich, wo wir alle tätig sind.
00:01:01: extrem viele Themen gibt, über die man reden kann.
00:01:04: Wer bin ich?
00:01:04: Also, ich bin jemand, die nicht aus der Stadt kommt.
00:01:07: Ich bin jemand, die vom Land kommt.
00:01:09: Ich bin aus Tirol ursprünglich und hatte dann... Bitte?
00:01:16: Man hört das nur mehr kaum, habe ich gesagt?
00:01:18: Ja, doch, man hört es glaube ich schon immer wieder raus, vor allem, wenn ich in der Umgebung bin von anderen Tirolerinnen und Tirolern.
00:01:28: Genau und es war halt so, ich bin relativ durchschnittlich, sage jetzt mal aufgewachsen und hatte dann mit achtzehn einen Verkehrsunfall, wo mich ein betrunkener Autofahrer abgeschossen hat.
00:01:39: Und das hat dann schon natürlich meinen Lebensweg sehr geprägt.
00:01:44: Natürlich, wenn man eine Oberschenkel-Amputation hat, ist es eine sehr lebensverändernde Situation.
00:01:51: Und ich war immer schon jemand, die sich interessiert hat für andere Menschen und auch Wenn es ums Thema Ungerechtigkeiten gegangen ist, natürlich habe ich mich immer wieder eingesetzt.
00:02:03: Und ja, das Thema soziale Entwicklungszusammenarbeit hätte mich auch sehr interessiert für nach der Matura.
00:02:10: Aber dann hat mein Weg mich eben auch in den Bereich Menschenrechte für Menschen mit Behinderungen verschlagen.
00:02:16: Darf ich da kurz einhalten?
00:02:18: Verstehe, wie war das?
00:02:19: Sie waren achtzehn.
00:02:20: Wo waren Sie gerade in Ihrem Leben?
00:02:23: War das vor der Matura, während der Matura, nach der Matura?
00:02:27: Wie, ja, wie war dann der?
00:02:29: Das war vor der Matura.
00:02:31: Es ist so, dass ich neben der Schule auch immer gearbeitet und bin dann eben von einem dieser Einsätze nach Hause gefahren worden.
00:02:42: Und ich war gerade in einer Phase, wo ich mich gerade vorbereitet habe auf die Abschlussprüfung.
00:02:46: Ich habe eine HBLA gemacht mit Berufsausbildung und Matura, also aus dem Bereich Tourismus und habe mich gerade vorbereitet auf die Abschlussprüfungen im Bereich Kochen und HGA.
00:03:01: Und war eben gerade dabei, wir haben gerade gelernt und dann bin ich nach Hause gebraucht worden und dann war das eben mit dem Unfall.
00:03:09: Und es war dann eben so, dass ich gerade in der zweiten, im zweiten Aufbaulehrgang war.
00:03:14: Das heißt, ein Jahr vor der Matura noch, das war eine sechsjährige Ausbildung eben, wo man diverse Leerabschlüsse auch hatte und die Matura hat sich eben länger gedauert.
00:03:26: Und ja, und es war dann eben so, dass zunächst einmal das Wichtigste für mich war, wie geht es jetzt weiter?
00:03:34: Also wie geht mein Leben jetzt weiter?
00:03:35: Was passiert jetzt mit mir?
00:03:37: Was ist mit meiner Schulausbildung?
00:03:39: Wie kann man sich das vorstellen?
00:03:41: Wie
00:03:42: war das?
00:03:43: Kommt man da so ein Krankenhaus zu sich und kriegt dann die Message wie in vielen Filmen oder wie war das?
00:03:51: In dem Fall war es so, dass ich den Unfall bei Bewusstsein miterlebt habe und relativ schnell klar war, was da los ist.
00:04:01: Also das war eine sehr massive Verletzung.
00:04:03: Ich habe auch einen Politrauma und verschiedene andere Verletzungen gehabt, innere Verletzungen gehabt und habe das bis zum Eintreffen der Rettung auch zumindest teilweise auch mitbekommen.
00:04:15: Alles kann man natürlich nicht erfassen, sondern schon Situation.
00:04:20: Für mich war halt klar, also die Zeit im Krankenhaus war für mich sehr schwierig, weil ich relativ lange im Koma war und diese Zeit sehr herausfordernd war, sag ich jetzt einmal.
00:04:31: Und die Schlimmste war eigentlich, das klingt immer so ein bisschen arg, aber für mich war die schlimmste Zeit eigentlich vorbei, wo ich dann aus dem Koma aufgebracht bin.
00:04:41: Also da war dann irgendwie so der Berg schon überschritten, weil das einfach ganz furchtbar
00:04:48: war.
00:04:48: Da kriegt man ja nicht viel mit, wenn mein Koma liegt, oder?
00:04:51: Da kriegt man ja nicht viel mit, wenn mein Koma liegt, oder?
00:04:53: Naja, in dem Fall.
00:04:57: Hat es verschiedene Gründe gegeben, warum man schon was mitbekommt.
00:05:00: Und das war einfach ganz schwierig.
00:05:03: Und wie gesagt, die Aufwachphase war eben auch sehr von diesen Dingen auch geprägt.
00:05:10: Und dann war halt irgendwie so das erste ist halt, also man hat ja mir sehr schnell, ehrlich gesagt, was Sache ist, so auch generell, also was es auch für Langzeitfolgen haben wird und auch die anderen Verletzungen, die inneren Verletzungen, die gehabt haben, wo ja auch noch mehrere Operationen im Raum standen und die war dann auch noch relativ lang auf der Intensivstation.
00:05:33: Aber um das sozusagen abzukützen, es war zunächst für mich ganz wichtig, dass ich jemanden hatte, der im Krankenhaus Dachele Skrett hat mit mir, der mit mir darüber gesprochen hat, was ich zu erwarten habe und wie ich meine Ziele zu setzen hätte, damit ich eben nicht komplett überfordert und überwältigt bin einfach von dieser sehr, sehr veränderten Lebenssituation.
00:05:57: Und dieser Physiotherapeut in der Intensivstation, der meine Lunge bearbeitet hat, weil es irgendwie ... Schwierig war durch diese durch diese Lungenbrellungen und diese Verletzungen, dass ich keine Lungenentzündung bekomme, weil das ist ja oft die größte Problematik nach solchen Unfällen, dass Menschen, die lange im Koma waren und geschwächt sind, dann eine Lungenentzündung bekommen und dann verstärben.
00:06:20: Und der hat zu mir gesagt, macht ihr kleine Arbeitspakete, macht ihr kleine Ziele, macht es nicht zu groß, sondern macht ihr kleine Ziele.
00:06:29: Und mein erstes Ziel war, dass mir jemand im in der Intensivstation die Haare wäscht, weil wenn man wochenlang im Koma liegt, dann wäscht eine mir auch die Haare.
00:06:38: Das klingt jetzt total banal, aber das waren so diese Punkte, wo man einfach so ein bisschen sozusagen seinen Lebenswillen irgendwie auch spürt, dass man sich denkt, es hängen überall Schläuche aus mir heraus.
00:06:51: Ich möchte zumindest irgendwie das Gefühl haben, menschlich zu sein sozusagen und das war dann halt auch...
00:07:00: Ich finde es eben so, dass das veranschaulich, dass halt einfach so gut mit dem Haare war, schon wie in welcher Phase man sich dort befindet.
00:07:08: Ja, das ist ein Grundbedürfnis, ganz was Selbstverständliches.
00:07:12: Und genau an dem Punkt ist man dort.
00:07:14: Ja, da geht es noch darum.
00:07:15: Keine Ahnung, gehe ich heute noch ins Kino oder nicht, sondern auf einer ganz anderen Ebene.
00:07:20: Gab es für Sie da einmal so dieses Bekannte emotionale Loch, dass man sagt, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.
00:07:30: Kann ich so überhaupt ein Leben führen?
00:07:32: Gab es das bei Ihnen?
00:07:36: Nein, das hat es bei mir so nicht gegeben.
00:07:37: Ich war einfach sehr beschäftigt mit Rekonvaleszenz und mit vielen Dingen.
00:07:43: Also im Sinne von, ich habe mich da gar nicht so... darauf eingelassen, glaube ich, zu beginnen.
00:07:50: Also ich war einfach ganz pragmatisch auf meine Ziele fokussiert und mein Ziel war zum Beispiel, die Intensivstation verlassen zu können.
00:07:59: Und wie Sie sagen, also man wird ja zurückgeworfen aufs Menschsein.
00:08:03: Also ein Ziel auch, das ich gehabt habe, war schnell auch wieder die Kontrolle über meine Körperfunktionen zu erlangen, also auch so was wie einen Katheter loszuwerden.
00:08:13: Also man muss ja wirklich sich das vorstellen, wenn man einen Unfall hat, dann ist man einfach auf sehr vieles reduziert.
00:08:21: Und man versucht einfach so seine Dinge irgendwie ... noch ... sehen wir uns festhalten zu können, was einem irgendwie Struktur gibt.
00:08:30: Und so was wie zum Beispiel in ein normales Zimmer verlegt zu werden außerhalb von der Intensivstation ist dann schon eine große Sache.
00:08:36: Und auf die konzentriert man sich.
00:08:38: Ebs einmal, das war noch im Krankenhaus, da ist man ... nicht so gut gegangen, weil ich hatte ja mehrere Nachamputationen, also ich hatte ja mehrere in der Zeit, wo ich dann im künstlichen Tiefschlaf war, mehrere Nachamputationen und war sehr geschwächt, also mein Körper war sehr geschwächt und ich hatte auch einen Bäckeringbruch und einen Schambainbruch und andere Verletzungen.
00:09:06: und da wurde dann kurz einmal überlegt, da war ich schon auf der normalen Station, da wurde dann kurz überlegt, ob ich noch mal operiert werden sollte, wo man Platten einsetzt und so, weil es einfach auch schwierig ist, zu heilen.
00:09:22: Und da war ich echt ziemlich verzagt, weil man dachte, ich will nicht wieder interviert
00:09:28: werden.
00:09:29: Ich
00:09:29: möchte nicht wieder in die Vollnakose müssen und so weiter.
00:09:33: Also das war dann echt, da bin ich wirklich geschreckt, weil man dachte, oh Gott, wie geht das dann aus?
00:09:37: und so.
00:09:38: Und es wurde dann eben anders entschieden, nämlich sehr konservativ, indem man dann gesagt hat, gut, dann muss ich heute in den Rollstuhl und das aushellen lassen, sozusagen wochenlang.
00:09:48: Genau, und das war man aber alles, das war man alles sehr recht.
00:09:51: Und da war ich einfach sehr verzweifelt.
00:09:56: Wie lange hat das gedauert, bis sie dann quasi, verstehe ich das richtig, aus dem Krankenhaus mit dem Rollstuhl rausgekommen sind?
00:10:03: Ich bin nicht aus dem Rollstuhl rausgekommen, sondern ich bin direkt vom Krankenhaus in den Reha-Zentrum überstellt worden.
00:10:09: Das
00:10:10: war auch sehr interessant, weil ich habe zwar sehr wenig gewogen, weil natürlich in der Zeit der Hospitalisierung verliert man ja in erster Linie Muskulatur ganz, ganz schnell.
00:10:22: Wird zwar künstlich ernährt, aber das geht halt, man kann die Muskeln nicht erhalten, wenn man liegt und nichts tut.
00:10:30: Das war dann eben so, dass ich mit der Rettung ins Reha-Zentrum gebracht wurde und eigentlich gar nicht wirklich aufrecht sitzen habe können, nur weil ich so kreislauf- und messig einfach unten durch war.
00:10:41: Aber ich bin dann eben mit meinem Rollstuhl da ausgestattet worden und war dann die erste Zeit im Reha-Zentrum mit dem Rollstuhl unterwegs.
00:10:50: Und es war eigentlich ganz gut für mich, dass ich direkt vom Krankenhaus dann ins Reha-Zentrum kommen habe können, dass sich das auch so ergeben hat, dass da ein Platz frei war und dass ich eben gleich beginnen habe können mit meinem neuen Leben, weil es war ja dann auch eines.
00:11:08: Man muss sich das ja auch so vorstellen, weil ich durfte nicht auftreten wegen der Brüche.
00:11:15: Daher handelt man sich dann mit so einer Art Strickleiter dann auf.
00:11:19: die Toilette oder in den Duschsessel oder so.
00:11:25: Wie lange hat das gedauert von Unfall bis sie dann wirklich nach der Reha wieder mal heim gekommen sind?
00:11:33: Also ich bin zwischendrin nochmal am Wochenende nach Hause gekommen, was auch sehr spannend war natürlich, weil das Haus meiner Eltern Grundsätzlich barrierefrei war, was der Zufall ist.
00:11:49: Und mein Zimmer aber nicht barrierefrei war und ich war unbedingt in meinem Zimmer schlafen wollte und da haben wir dann auch eine Lösung gefunden dafür.
00:11:57: Aber es war insofern ganz spannend.
00:11:59: Ich bin dazwischen immer heimgekommen, aber war auch relativ überfordert dann mit dem Rollstuhl bei mir zu Hause.
00:12:03: Das war sehr, sehr fremd.
00:12:05: Und also der Unfall war im März.
00:12:08: Ich bin dann im April ins Reha gekommen und am Anfang August entlassen worden.
00:12:13: Wow.
00:12:13: Wow,
00:12:15: das wäre eine ziemlich lange Dauer sozusagen.
00:12:19: Und was ich raus wäre, da war natürlich Maßgämpfe, sie einfach wieder zurückzukommen.
00:12:25: Hinsichtlich, ja.
00:12:27: das Körper sehr wieder fit zu sein.
00:12:30: Ja,
00:12:32: gehen zu lernen.
00:12:33: Ja,
00:12:34: natürlich.
00:12:35: Wann kam dann einmal der erste Punkt, dass sie sagen, okay, ich bin jetzt wieder mehr oder weniger fit, um das so banal auszurücken.
00:12:44: Also ich habe diesen Unfall, als soll es einmal einigermaßen überstanden und wo sie dann vielleicht gemerkt haben, okay, ich bin jetzt tatsächlich langfristig.
00:12:57: Dann habe ich eine Behinderung.
00:12:59: Aber der Punkt war sehr schnell da.
00:13:02: Man ist ja da sehr schnell.
00:13:05: Ich bin eine sehr pragmatische Person und über damals achtzehn.
00:13:10: Es war einfach klar, das ist jetzt einfach sozusagen eine ganz neue Lebenssituation.
00:13:14: Es ist eine veränderte Lebenssituation.
00:13:17: Das ist keine, warum man fragt.
00:13:19: Das ist auch keine, wo man damit rechnet.
00:13:23: Das Leben sucht sich ja sowieso seinen Weg, sag ich jetzt einmal.
00:13:26: Und es war halt einfach... Das war halt einfach
00:13:29: sehr schnell annehmen können, weil ich raus...
00:13:33: Ja, also ich habe halt einfach gewusst, ich bin jetzt achtzehn.
00:13:36: Ich habe im Grunde mein ganzes Leben nur vor mir.
00:13:38: Es wird ein anderes Leben sein, als das, was ich mir vielleicht gedacht hätte.
00:13:44: Und natürlich altert man auch relativ schnell.
00:13:47: Also unter Anfangszeichen altert man relativ schnell in so einer Situation, weil ich war immer so... Sprinkinkal, also ich bin mir nie langsam gegangen, habe immer drei Treppen auf einmal genommen.
00:13:58: Und das ist halt was, was man dann wirklich, da wird man gezwungen zu so einer Art Besonnenheit, weil man natürlich gerade am Anfang habe ja keine mikroprozessor gesteuerte Protese gehabt, sondern eine mechanische und da muss man einfach wirklich bei jedem Schritt ganz genau überlegen muss, jetzt seht ihr den Fuß hin, damit ihr nicht auf der Nase landet.
00:14:15: Also man wird einfach auch gezwungen sozusagen eine gewisse Majority zu haben, weil es einfach der Körper verlangt, weil man nicht ständig sich hinlegen kann.
00:14:27: Bedeutet das aus Ihrer Sicht auch irgendwie, wenn man sowas durchlebt, ja, vielleicht auch einen Sprung in der emotionalen Entwicklung?
00:14:37: Das könnte jetzt über mich selber, glaube ich, gar nicht so sagen, das müsste man wahrscheinlich meine Familie fragen oder auch in meiner Umgebung Menschen fragen, aber es relativ wird relativ schnell alles und Man wird halt einfach auf eine gewisse Art und Weise sehr schnell erwachsen mit auch zu.
00:14:56: Ich sag's jetzt mal so.
00:14:58: Also gezwungenermaßen.
00:15:00: Und auf der einen Seite ist es halt so, dass ich, also und das wollte ich jetzt eigentlich sagen, also ich hab zwar diesen Unfall sehr schnell einfach zur Kenntnis genommen, dass das halt jetzt so ist, aber Wo ich schon immer wieder Zornig war, war einfach dieses Gefühl, das limitiert seins, dass ich einfach das Leben, das ich kannte, nicht mehr hatte und mich auch geweigert habe, jetzt halt einfach nur um den Anschein willen, sozusagen Dinge zu tun, die für mich nicht dasselbe bedeutet haben.
00:15:33: Also ich sage jetzt ein Beispiel, ich bin in Tirol aufgewachsen, natürlich ist Winter Sport ein großes Thema in Tirol und es haben wirklich durchgehen, fast alle Menschen mich gefragt, die aber schiefern, wisst ihr, wo ich trotzdem noch, oder snowboarden, wisst ihr, wo ich trotzdem noch.
00:15:47: Und das habe ich einfach kategorisch abgelehnt.
00:15:50: Okay, warum?
00:15:51: Ich habe das nie versucht, weil es für mich nicht der Service ist.
00:15:56: Weil ich ganz pragmatisch abgewogen habe, was ist der Benefit und was ist das Risiko.
00:16:02: Und es ist ein sehr großes Risiko, mit einer Oberschenkel-Amputation Skizu fahren.
00:16:06: Ich bewundere jede Person, die das macht.
00:16:08: Es gibt welche, die fahren mit Brotesen, es gibt welche, die fahren ohne Brotesen, mit Kufenschie und so, mit den Steckenschie.
00:16:15: Und ich für mich habe einfach entschieden, das ist nicht für mich.
00:16:19: Also ich finde es super, wenn die Leute ihren Sport, den sie vorher gemacht haben, weitermachen.
00:16:24: Ich habe halt dann auch andere Sachen begonnen, aber geb gemerkt, dass es einfach ein paar Dinge gibt, die ich so nicht... Also für mich wäre das ein Surrogat gewesen und für mich hat es nicht gepasst und deshalb habe ich das an mich bestrebt.
00:16:38: Und gerade so dieses Normalitätsdenken, also es war viel in meiner Umgebung auch wichtig, so... Kannst du eh das und das noch?
00:16:50: Oder wie tust du es da?
00:16:52: Und das habe ich einfach auch spannend gefunden, weil es offensichtlich für viele Menschen in meiner Umgebung wichtig war, dass ich wieder normal bin, dass ich wieder so
00:17:02: bin
00:17:04: wie vorher und man ist halt nicht der gleiche Mensch.
00:17:09: hat natürlich noch dieselbe Hülle, aber man verändert sie und es verändert ja alles.
00:17:15: Also den Blick auf den Tod und generell halt auf die Fragilität des Seins.
00:17:22: Und insofern war für mich dieses alles muss so werden wie vorher gar nicht so wichtig und deshalb glaube ich, dass ich das auch recht schnell akzeptiert habe.
00:17:31: Sie haben ja dann mit der neuen Lebensrealität auch studiert.
00:17:37: Sie haben Karriere auf der Uni gemacht, gab es da etwas, was sie sagen, das hat mich geprägt mit meiner Behinderung.
00:17:48: Das waren Erlebnisse, die mich nachhaltig verändert haben oder die mir nachhaltig zu denken geben haben.
00:17:55: Ich habe sehr, sehr viele spannende Begegnungen in den letzten sechs und zwanzig Jahren, seit ich so lebe.
00:18:05: Also vor allem waren es immer auch Personen, die mich sehr geprägt haben.
00:18:09: Es waren... Begegnungen auch die teilweise im Reha-Zentrum stattgefunden haben, die mich sehr politisiert haben auch, also im Hinblick darauf, wie Menschen Behinderungen behandelt werden, welche Möglichkeiten sie haben, welche Unterstützungsleistungen sie bekommen können.
00:18:24: Das ist auch teilweise von Dingen abhängig ist, die ganz im Außen liegen.
00:18:27: Also ich sage jetzt mal sowas wie der Versicherungstatus oder auch die Tatsache war es ein Arbeitsunfall, war es ein Freizeitunfall, wenn es um ein Unfall geht und Personen, die beispielsweise Beeinträchtigungen haben.
00:18:39: seit der Geburt oder einfach auch durch chronische Erkrankungen, haben wieder ganz andere Voraussetzungen zum Teil, auch in der Versorgung, egal ob es um Hilfsmittel geht oder auch, ja, keine Ahnung, Reha, Aufenthalte, wie die bewilligt werden und solche Dinge halt.
00:18:54: Und natürlich war es so, dass ich sehr, sehr oft quasi im Kontrast im Außen meine Andersartigkeit gezeigt bekommen habe.
00:19:09: Also ich selber fühle mich ja gar nicht so anders wie vorher.
00:19:13: Also ich fühle mich natürlich körperlich anders, weil ihr Prothese tragt, die man auch schmerzen macht, die auch mit anderen Dingen natürlich mit Abnutzungserscheinungen und so weiter zu tun hat und man einfach anders auch altert durch die körperliche, einseitige Belastung und so weiter.
00:19:30: Aber Ich selber bin ja jemand, gut, ich habe einen anderen Gang, einen anderen Art zu gehen, aber ich selber empfinde mich ja gar nicht so.
00:19:38: und dann verzeichend abweichend.
00:19:40: Also, da gibt es ja einen Begriff, der nennt sich Passing, also, dass man quasi durchgeht als gleiche Peer, so, Person.
00:19:47: Und ich finde es spannend, weil ich mich selber ja gar nicht so weit wächsig von der Mehrheitsgesellschaft so in meiner...
00:19:54: Aber ich glaube, das
00:19:55: ist
00:19:56: der Kern... Warum wir ja über Inklusion reden
00:20:00: etc.,
00:20:01: das sind einfach die entweder die falschen Vorstellungen von Menschen ohne Behinderungen oder auch Menschen mit Behinderungen, aber mit einer anderen Behinderung, über das Leben des anderen, der jetzt eine Behinderung hat, die ich nicht kenne.
00:20:18: Und wenn man selber in diesen Schuhen steckt, dann ist für einen das jetzt normal, das ist der Alltag.
00:20:28: Da kommt man ja weniger oder mehr damit gut durchs Leben.
00:20:35: Und ich glaube, wenn es da ein bisschen Offenheit gäbe, dass die Menschen sich weniger darüber denken, wie schlecht es dem geht, sondern mehr offen fragen würden, dann könnte das etwas bewirken.
00:20:50: Sehen Sie das?
00:20:54: Es ist halt einfach schwierig, wenn Menschen mit Behinderungen kein integraler Bestandteil der Gesellschaft zu sein scheinen.
00:21:00: Also wenn man einfach sieht, wie Menschen mit Behinderungen leben, wo sie leben, welcher Platz in der Gesellschaft ihnen teilweise zugewiesen wird, finde ich schon, dass es sehr, sehr schwierig ist, von einer unkrampfigen Umgangsweise zu sprechen.
00:21:16: Also das, was ich vorhin noch ausführen wollte, ist, dass wie ich mich selber sehe und was ich als Thema gewählt habe, mit dem ich mich beruflich auch beschäftige, um auch disability Mainstreaming auch zu machen.
00:21:32: Das hat mich schon immer wieder sehr überrascht, mit welchen, ja, ich würde sie sagen, ja doch, Abbehaltung mir dann abbegegnet wird, weil ich mir einfach denke so, jetzt, wenn ich schon in meiner Verfasstheit so anders bin.
00:21:54: Dann ist es für mich wirklich eine Art Abyss.
00:21:57: Das ist so ein Abgrund, der sich da so auftut, wenn man denkt, wenn ich schon alles so anders gelabelt und geframed werde, also wenn dieses Other Ring einfach bei mir schon ist, dann finde ich das echt, dann ist es umso wichtiger, dass man nicht aufhören, über dieses Thema auch zu reden, dass sozusagen die Gesellschaft vielfältig ist und dass Menschen unterschiedlich sind und dass das Leben sich seinen Weg sucht und Menschen unterschiedliche Lebensvoraussetzungen haben, egal ob körperlich oder kognitiv.
00:22:26: Und deswegen hat mir das einfach auch, also dieses mich selber als andersartig erleben, hat mich eigentlich dazu gebracht, nur stärker mir in dem Bereich zu engagieren, weil man doch da, also bitte, ja, also da muss man ja wirklich, fast irgendwo im Mittelalter anfangen, weil man das Gefühl hat, wir sind noch nicht dort, wo wir sein müssten.
00:22:48: Was bräuchte es Ihrer Meinung nach strukturell, um einfach diesen Blick auf Menschen mit Behinderungen
00:22:58: besser?
00:22:59: Wie lang
00:22:59: haben wir Zeit?
00:23:03: Kurz.
00:23:05: Das war nur ein Scherz.
00:23:06: Also, wer ist ein bisschen versuchen, politisch zusammenzufassen?
00:23:09: Wir müssen
00:23:09: uns ja nicht den Weg dorthin zeigen, sondern nur eigentlich...
00:23:12: Den Weg kann ich gar nicht zeigen, weil da braucht es mehr Anstrengung.
00:23:17: Also, das Ziel muss halt sein, dass Menschen ganz unabhängig davon, wie ihre Verfasstheiten sind, Wahlmöglichkeiten haben können.
00:23:28: Also, sie müssen eine Möglichkeit haben, sich ein Leben zu suchen, das ihnen gefällt.
00:23:33: Und in Zeiten, wo es Sparbudgets gibt und wo mir sehr oft auch unterstellt wird, dass ich realitätsfremd bin, wenn ich einfach das gute Leben für alle möchte, dann muss ich sagen, dann braucht man bessere Politik, dann braucht man einfach aber auch bessere Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit, weil die Antwort kann nicht sein, dass man sie mehr abgrenzt, dass man weniger Unterstützung hat und dass man weniger solidarisch ist.
00:24:03: Das kann nicht die Antwort sein.
00:24:04: Das Gegenteil ist der Fall.
00:24:06: Und das glaube ich ganz fest und das ist auch so wirklich so mein Glaubenssatz.
00:24:12: Es muss möglich sein, dass Menschen ein gutes Leben führen können.
00:24:16: Auch wenn es in einer kapitalistischen Grundlogik gewisse Sachzänge zu geben scheint, muss man trotzdem sagen, Menschen haben Rechte und die sind unteilbar und auf das muss man es immer wieder reduzieren und zurückkehren.
00:24:31: Das ist einfach diese Trennung aus gut und schlecht und erwerbsfähig und nicht erwerbsfähig und leistungsfähig und nicht leistungsfähig.
00:24:39: Das halte ich einfach für den... das Grundübel, wenn man einfach Menschen abqualifiziert, ohne ihnen aber gleichzeitig Chancen zu geben.
00:24:47: Und da möchte ich jetzt wirklich nur exemplarisch, nur so ganz blitzlichtartig, wie Sie das erwähnen.
00:24:53: Also das eine Thema ist natürlich schon angemessene Vorkehrungen.
00:24:59: In der UN-Behindernrechtskonvention ist ganz klar festgelegt, dass es angemessene Vorkehrungen braucht.
00:25:04: Das klingt... sehr banal und nebensächlich, aber daran entzündet sich eigentlich die große Thematik, dass es in Österreich eine ganz bestimmte Leistungslandschaft für ganz bestimmte Menschen mit Behinderungen gibt und keine angemessenen Vorkehrungen.
00:25:18: Man sieht es anhand der Tatsache, dass es zehn unterschiedliche Regelungen zur persönlichen Assistenz gibt in Österreich.
00:25:25: Man sieht es daran, dass es neun unterschiedliche Behinderthilfe-Gesetze gibt.
00:25:29: Sie mögen von mir aus auch Inklusions, Teilhabe oder Chancengleichheit, sonst wie Gesetz heißen.
00:25:34: Drinnen ist meistens nicht, dass was draufsteht, sondern ganz bestimmte, bestimmtes Portpourrieren Leistungen.
00:25:43: Und die Problematik ist einfach, die Problematik aus meiner Sicht ist einfach, dass es ein Regulativ gibt, das irgendwie eine Norm vorsieht.
00:25:56: Und alles, was in dieser Norm drinnen ist, ist gut.
00:25:58: Und alles, was in dieser Norm nicht drinnen ist, wird als andersartig und möglicherweise problematisch identifiziert.
00:26:05: Was dazu führt, dass wir tausende Plätze zu wenig haben in der Elementarbädagogik für Kinder mit Behinderungen.
00:26:12: Was dazu führt, dass viele Kinder auch befreit werden von dem Kindergartenjahr, von den Verpflichtenden.
00:26:20: Das geht dann weiter in der Schule, wo man dann sagt, na was, also wie Assistenz, das kennen wir uns als Gemeinde nicht leisten und wie.
00:26:26: Aber jährfreie Schule braucht man an und nach, schwierig.
00:26:29: Also wo man einfach wirklich merkt, es muss möglich sein, dass Kinder dort aufwachsen, wo sie herkommen, dass sie in der Sprache sprechen können und sich verständigen können, die für sie gut ist, ob das jetzt die Gebärdensprache ist, ob das die österreichische Lautsprache ist, ob das leichte Sprache ist, ob das unterstützte Kommunikation mit der Technik ist.
00:26:50: Es muss möglich sein.
00:26:52: Dann braucht man nämlich nicht als erwachsene Personen jetzt da sitzen und theoretisieren darüber, wie man bei Menschen ohne Behinderungen die Berührungsängste abbauen kann.
00:27:01: Für meine nächste Frage, also kann ich noch zustimmen.
00:27:05: Für eine nächste Frage muss ich ein bisschen vorbauen und fragen, Behindertenanwältin.
00:27:11: Ich glaube, es gibt ein bisschen oftmals den Eindruck, Sie sind eine Juristin, die Menschen mit Behinderungen vor Gericht vertritt.
00:27:26: Klagen, wir schätzen in der Realität.
00:27:30: Ich weiß es nicht, ob man mich gut hört, aber es war jetzt kurz abgehakt bei mir.
00:27:34: Ja,
00:27:34: bei mir war auch ein bisschen
00:27:35: weg.
00:27:37: Ich höre sie auch.
00:27:38: Haben Sie meine Frage gehört?
00:27:40: Ja, ich habe Ihre Frage gehört, aber es war sehr verzerrt, wie wenn ein paar Aliens in der Leitung wissen werden.
00:27:44: Ich stelle sie nochmal.
00:27:46: Da müssen sie es nicht.
00:27:48: Für die Aufnahme, ja, genau.
00:27:50: Ich kann mir darüber reinsetzen.
00:27:53: Meine nächste Frage muss ich... eine Frage davor, reinschieben Behindertenanwältin.
00:28:00: Da haben viele im Kopf, sie sind Juristin und sie kämpfen an der Seite von Menschen mit Behinderungen vor Gericht oder vor Behörden um ihre Rechte und Verklagen Institutionen.
00:28:13: Ist das so realistisch dieser Blick auf die Behindertenanwältin?
00:28:19: Also, dass ich an der Seite der Menschen stehe und mit ihnen kämpfe, das ist korrekt.
00:28:25: Aber ich stehe nicht vor Gericht mit Ihnen, weil das Mandat der Anwältin für Gleichberechnungsfragen für Menschen mit Behinderungen mit die korrekte Bezeichnung lautet.
00:28:35: erstreckt sich ja nicht auf Vertretung vor Gericht.
00:28:37: Also diese Vertretung hat ja auch zum Beispiel die Gleichbehandlungsanwaltschaft nicht.
00:28:42: Also da hat der Gesetzgeber sich gedacht, wir nennen es Fancy, aber es ist eigentlich was anderes drinnen, weil eigentlich bin ich eine Ombudsperson.
00:28:51: Also man kann sich das so vorstellen, im Gesetz ist klar geregelt, dass es diese Anlaufstelle braucht um Personen, die aufgrund von Behinderungen, Diskriminierungserfahrungen machen.
00:29:01: Beratung, Informationen, Unterstützung und Begleitung zukommen zu lassen.
00:29:05: Und in Österreich ist es eben so, dass Menschen mit Behinderungen im Bereich der Rechtsdurchsetzung verpflichtend eine Schlichtung machen müssen, bevor sie zu Gericht gehen können und eine Feststellungsklage machen können.
00:29:18: Und das ist eben genau das Problem.
00:29:21: Viele Menschen wollen nicht zu Gericht gehen oder können es sich auch nicht leisten, weil sie das volle Prozesskostenrisiko zu tragen haben.
00:29:29: Deshalb gibt es auch relativ wenig Judikatur leider in Österreich.
00:29:33: Und die Bezeichnung ist tatsächlich etwas irreführend und auch schade, weil es wäre natürlich auch super, wenn mein Büro die Möglichkeit hätte, Klagen zu führen, also auch für Einzelpersonen.
00:29:47: Wir können vor Gericht vertreten mit einer Kanzlei, wenn es Verbandsklagen.
00:29:53: gibt, also wenn wir sozusagen für eine größere Zielgruppe, Struktur, Diskriminierungen feststellen und ahnten, dann können wir nach einer Verbandsschlichtung auch eine Verbandsklage führen.
00:30:04: Da können wir tatsächlich machen.
00:30:05: Ja,
00:30:06: dieses System mit den vorgelagerten Schlichtungen, findest du das gut?
00:30:14: Ich habe sehr differenzierte Meinungen zu den Schlichtungen.
00:30:17: Einerseits ist es von der Konzeption her gut gedacht.
00:30:22: Es ist ein sogenanntes ADR, ein außergerichtliches Streitbelegungswerkzeug, weil man sich gedacht hat, es ist sehr schwierig für Menschen mit Behinderungen zu Gericht zu gehen.
00:30:32: Gleichzeitig ist es eine Mediationsgespräch nachempfunden und ein Mediationsgespräch hat ja die Insignien der Freiwilligkeit.
00:30:40: Und wenn aber ein Schlichtungsverfahren für eine Seite einseitig verpflichtend ist, dann habe ich schon keine Freiwilligkeit mehr.
00:30:48: Also das heißt, im Gesetz ist es so festgelegt, dass, wenn ich mich aufgrund meiner Behinderung diskriminiert fühle, dann kann ich ein Schlichtungsverfahren einleiten.
00:30:59: Und das Problem ist halt, dass das Verfahren an sich ein Gespräch auf Augenhöhe sein soll.
00:31:05: Es ist aber sehr selten nur ein Gespräch auf Augenhöhe auch wirklich ist, weil die geschlichteten Parteien erstens müssen sie nicht kommen.
00:31:14: Und zum zweiten verhalten sie sich teilweise wie vor Gericht.
00:31:18: und da muss man halt sagen, wenn dann die Prokuristin oder der Rechtsanwalt oder der Geschäftsführer oder der Vorstandsvorsitzende kommt, dann ist es in der Regel kein Gespräch auf Augenhöhe, wo es um das Erzielen einer Einigung ginge.
00:31:33: Können wir sonst zwei oder drei klassische Schlichtungsfälle, die sehr häufig vorkommen, nennen?
00:31:41: Ja, wir schlichten sehr, sehr viel im Bereich BISG, also wir schlichten sehr, sehr viel im Bereich Arbeitswelt und wir schlichten natürlich wahnsinnig viel im Bereich nicht vorhandene Barrierefreiheit und das ist ein totales Problem, weil die neu errichteten Lokale einfach auch keinerlei Auflagen bekommen, seitens der Gewerbebehörde auch barrierefrei WC ist und Zugänglichkeiten zu schaffen.
00:32:06: und wir schlichten sehr, sehr häufig Restaurants, Cafés, Bars, Bezüglich des nicht vorhandenen Seins in der barrierefreien Zukunft.
00:32:17: Ich kann in Österreich jedes in Gastronomiebetrieb, z.B.
00:32:21: das Café, das keine barrierefreie Toilette hat, vor eine Schlichtung bringen.
00:32:31: Was Konsumentin sind oder Konsumentin sein möchten, dann können Sie das lokal schlichten, also nicht nur wegen der Rahmen, aber auch wegen anderer nicht vorhandener barrierefreier Ausstattung beispielsweise.
00:32:44: Es geht halt immer dann darum, was mein Schlichtungsziel ist.
00:32:47: Also mein großer Kritikpunkt auch in dem ganzen Zusammenhang ist, dass wir keinen Beseitigungs- und Unterlassungsanspruch haben in dem Bereich.
00:32:55: Also das heißt, sie müssen sich gut überlegen, was ist das Ziel der Schlichtung?
00:32:59: Was soll denn am Ende rausschauen?
00:33:03: Im Gespräch wird er dann auch versucht, hier eine Einigung zu erzielen.
00:33:07: Was er da war, bedeutet, wenn ich sage, ich hätte gern, dass das ganze lokal umgebaut wird, dann kann natürlich auch sein, dass die generische Seite sagt, ja, das kann ich aber nicht leisten, dann müsste ich die drei Wochen zusperren.
00:33:16: und das ist ein Dienstengang von X. Tausend Euro, das mache ich nicht.
00:33:20: Und dann bekomme ich vielleicht, vielleicht bekomme ich eine Schadenersatzzahlung.
00:33:26: von tausend Euro sagen wir mal, aber ich kann das ein bisschen lokal nicht benutzen.
00:33:31: Mehr wird selten sein, oder?
00:33:33: Weil das ist der Anspruch, dass das Gesetz steht.
00:33:36: Mehr wird selten sein.
00:33:37: Wir haben jetzt ein paar sehr schöne Schlichtungsergebnisse auch, wo mehrere Gehälter auch als Zahlungen vereinbart.
00:33:47: wurden, wo man sagt, man trennt sich einvernehmlich und bekommt noch eine Abschlagszahlung von drei Monatsgehältern beispielsweise, weil die Person, die geschlichtet hat, eben gar nicht die Aufrechterhaltung des Dienstverhältnisses zum Ziel hatte, sondern eben eine Einvernehmliche mit einer Entschädigung sozusagen.
00:34:04: Genau, aber es kommt nie mehr darauf an.
00:34:07: Also wir haben auch durchaus sehr kreative Lösungen, wo es auch dann darum geht, dass man sagt, wo sie das Unternehmen macht, jetzt aber Sensibilisierung.
00:34:15: Zu dem Thema, wie es wichtig ist, dass das Unternehmen sensibilisiert wird beispielsweise oder, dass man wirklich so keine Ahnung, ein Theaterbau der Induktionsanlage ein und sensibilisiert die Mitarbeitenden auf das Thema Schwährigkeit beispielsweise.
00:34:29: Warum kommen dann wirklich die Gerichtsprozesse wegen den Tausend Euro Diskriminierungsentschädigung überhaupt vor?
00:34:36: Tut sich das jemand an?
00:34:38: Es gibt immer wieder Personen, die das machen.
00:34:42: Es gibt auch zwei Vereine in Österreich, die Geld für strategische Prozessführung auch zur Verfügung stellen, wenn es Personen sich nicht leisten können und wenn es eben auch strategische Prozesse wären, also auch die ein Priorities haben in verschiedenen Orten.
00:34:59: Aber natürlich ist es so, dass es nicht so häufig vorkommt, wie es notwendig wäre, damit man Judikatur hat, um eben wiederum die legistische Veränderung quasi zum Laufen zu bringen.
00:35:08: Weil man natürlich auch sieht, die Gewerbeordnung könnte man da könnte man eine Klarstellung machen.
00:35:13: Man müsste natürlich die Bautechnik-Gesetze dementsprechend ausformulieren und auch in anderen Bereichen nachschärfen.
00:35:19: Und dazu wäre natürlich schon gut, wenn es Judikatur gibt.
00:35:23: Wie geht es Ihnen dabei, wenn Sie die Die UN-Behindertenrechtskonvention kennen, wenn sie die nationalen Aktionspläne kennen, die immer fleißig weitergeschrieben werden.
00:35:38: Wenn sie wissen, dass das eigentlich schon lange umgesetzt hätte werden müssen, beobachten, dass neue Sonderschulen gebaut werden, dass neue Gebäude errichtet werden, die nicht beehrefrei sind.
00:35:49: Wie geht es ihnen in ihrer Rolle damit?
00:35:57: Ich bin ja darauf eingestellt, dass das Langstrecke ist oder Ultramarathon oder wie man da sagen sollte.
00:36:03: Es ist schon klar, dass es immer ein paar Schritte vor und wieder ein paar zurückgeht.
00:36:07: Aber das große Ziel, nicht aus den Augen verlieren und sich auch nicht entmutigen lassen, ist sozusagen der Aggregatszustand, den man einfach haben muss, wenn man in dem Bereich tätig ist, weil es wird nicht reichen.
00:36:21: Die Sachen einmal zu sagen, es wird auch nicht reichen, sie zehnmal zu sagen, man muss sie immer wieder sagen und immer neuen Entscheidungsträgerinnen aufs Neue sagen und neuen Politikerinnen sagen.
00:36:30: Also ich bin da auch recht, auch hier recht pragmatisch.
00:36:33: Es ist schon klar, es ist eine große Challenge und die Zeiten werden auch nicht unbedingt besser.
00:36:39: Aber ich sage es ganz offen für Menschen mit Behinderungen waren die Zeiten vor Corona nicht rosig.
00:36:44: Es gibt immer einen Grund, warum Menschen mit Behinderungen gerade nicht zum Zug kommen können, weil es andere wichtigere Themen gibt, da darf man einfach sich nicht beirren lassen, weil unser Platz ist am Tisch der Entscheidungen und unser Platz ist in der Mitte der Gesellschaft.
00:36:58: Wie inwiefern sind Sie eingebunden oder binden Sie sich ein in politische Entscheidungsprozesse?
00:37:07: Das Gute an meiner Rolle ist ja, dass ich mich zu allen Dingen äußern kann, auch auf Landesebene.
00:37:15: Ich äußer mich zu Gesetzesentwürfen von Ländern.
00:37:19: Ich mache Begutachtungen in verschiedenen Bereichen.
00:37:21: Ich äußere mich in Gesetzeswährdungsprozessen, aber weit darüber hinaus bin ich in einem sehr, sehr steten Austausch mit den Verwaltungseinheiten, mit den Sektionen aus verschiedenen Ressorts, gebe Anregungen, mache Handreichungen, habe jetzt auch bei der letzten und bei der vorletzten Regierungsverhandlung für verschiedene Bereiche.
00:37:42: One-Page zur Verfügung gestellt, Problemaufrisse mit logistischen Änderungsvorschlägen, mit auch mich ins Spiel zu bringen, das Thema aufs Tapet zu bringen, wo ich nur kann.
00:37:58: Es gibt regelmäßige Austauschreffen mit den Nationalratsabgeordneten, eben wie gesagt mit den auch Ressortführenden Ministerinnen, aber vor allem auch auf der Sektionsebene.
00:38:07: Und ja, da gibt es verschiedene Themen, die da große Herausforderungen sind.
00:38:13: Und das versuche ich so gut ich kann und mit so viel Fleisch unter Fütterung auch rechtlicher wie auch inhaltlicher zu tragen.
00:38:27: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, einen konkreten Wunsch, das Sie in Österreich sozusagen vom Nationalrat wünschen können und der wird dann in Erfüllung gehen, was könnte das sein, was fehlt Ihnen?
00:38:41: Das Erste sein, wohl wissen, das ist noch eine Million weitere.
00:38:45: Also... Ich möchte gern was vom Nationalrat, aber auch von den Landtagen, weil ich hätte ganz gern, dass wir irgendwie diese föderalen Unterschiede überwinden können.
00:38:56: Also das wäre wirklich ein... Also wenn ich jetzt ganz nach Thomas Moros utopia gehen kann, wäre das mein Wunsch, dass wir können vielleicht irgendwann einmal schaffen, dass die Bostelezahl nicht mehr den Ausschlag gibt, wie meine Lebensrealität als Menschenbehinderung ausschaut, dass es einfach ein Standard gibt für angemessene Vorkehrungen.
00:39:16: und dafür braucht es natürlich nicht nur das Parlament im Nationalrat, sondern auch natürlich die Länder.
00:39:22: Also das wäre wirklich so, wenn ich jetzt den Brief ans Kriegskind ja.
00:39:28: Ja,
00:39:29: würde ich mit unterschreiben, den Wunsch.
00:39:33: Wir haben Sie vielleicht ein Blick ein bisschen darüber hinaus.
00:39:36: Wir sind ja jetzt sehr tief drinnen im Thema.
00:39:39: Geht es Menschen mit Behinderungen in Österreich im internationalen Vergleich gut?
00:39:47: Was schätzen Sie?
00:39:50: Es wäre absolut unserius, hier Aussage zu treffen, weil man muss immer schauen, in welchen Lebensbereich geht man rein.
00:39:56: Wenn man den Bereich Schule anschaut, ist es klar, dass Österreich wirklich europaweit gesehen sehr weit hinten ist.
00:40:04: Und da geht es gar nicht um die Debatte von der Schule oder nicht, sondern die Schule, weil den Topf wie gar nicht aufmachen, sondern da geht es einfach darum, dass Kinder nicht angemessene Vorkehrungen bekommen und auch ausgeschlossen werden von Bildung.
00:40:15: Und Bildung hat wirklich auch Chancen bedeuten und das ist einfach ein großes Problem.
00:40:23: Wir haben halt auch noch sehr viele Heime.
00:40:24: Ich sag manchmal, Österreich ist das Land der Berge, aber auch das Land der Heime.
00:40:28: Wir haben sehr viele Institutionen.
00:40:30: Wir denken Menschen mit Behinderungen in Institutionen.
00:40:32: Das ist auch nicht überall so.
00:40:35: Und wir haben natürlich auch ein Vermächtnis, ein historisches, das halt auch uns beschäftigt.
00:40:42: Also wenn Menschen nach ihrer Verwertbarkeit beurteilt werden, dann hat das einen Nachklang.
00:40:50: Und auch das ist etwas, damit man sich auseinandersetzen muss.
00:40:54: Zum Abschluss, liebe Frau Steger, würde ich Sie gerne fragen, was würden Sie jungen Menschen, die das vielleicht gehört haben, gerne mitgeben wollen?
00:41:03: Wir haben viele, sage ich ja mal, Herausforderungen besprochen, vielleicht auch vieles, was nicht so positiv ist bei uns.
00:41:11: Was würden Sie jungen Menschen raten oder gerne mitgeben wollen auf Ihren Weg, wenn Sie eben auch... Zum Kreis zu den Menschen mit Behinderungen dazu.
00:41:23: Also, ich würde empfehlen, sich stark zu solidarisieren.
00:41:27: Also, ich würde große Kreise ziehen, mich in einschlägigen und nicht-einschlägigen Kreisen bewegen, Verbündete suchen, Schulterschlüsse, Leute überzeugen in allen Bereichen, sei es im Gemeinderat, auf der Ebene, wo ich zu Hause bin.
00:41:51: Der Gemeinde in der Kirche versuchen, Verbindete zu finden, auch laut zu sein, das Thema nicht klein zu machen, sie wirklich auch auszubreiten und den Platz in der Gesellschaft versuchen einzunehmen.
00:42:02: Ich glaube, es kann nur gehen, wenn wir alle gemeinsam solidarisch sind, also auch mit anderen Gruppen solidarisch sind.
00:42:08: Nur so kann das was werden.
00:42:11: Und das würde ich wirklich allen empfehlen, sich mit einem Nein nicht begnügen und solidarisieren.
00:42:18: Ich bedanke mich sehr, sehr herzlich für das glaube ich, total spannende Gespräche.
00:42:24: Wir können das noch sehr, sehr lange weiterführen.
00:42:27: Die Anwältin für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderungen, Mag.
00:42:32: Christine Steger.
00:42:34: Vielen, vielen Dank für Ihr Engagement und für das Gespräch heute.
00:42:38: Ich glaube, eine beeindruckende Story, nach einem Umfall im Alter von achtzehn Jahren wirklich einen langen Genesungsweg zu absolvieren.
00:42:51: mit einer Beinprothese direkt den weiteren Weg anzuschließen, Studium, Karriere auf der Uni und heute sich vehement und ohne Ermütungserscheinungen für Menschen mit Behinderungen einzusetzen, ist glaube ich wirklich toll zu sehen.
00:43:13: Ich wünsche Ihnen weiterhin alles alles Gute und sage vielen herzlichen Dank fürs wundervolle Gespräch.
00:43:20: Ja, Dankeschön.
00:43:21: Ihnen auch alles Gute.
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